Am 19.05.2015 veröffentlichte die Welt Online den folgenden Beitrag „Unser Wissenschaftssystem belohnt dreiste Betrüger„.
Bemängelt wurden in diesem Artikel vor allem zwei Aspekte, die ich im Folgenden zitieren möchte.
„Schon die Grundlagen des korrekten Arbeitens würden nur in der Hälfte aller Studiengänge gelehrt. Viele Experimente ließen sich nicht nachvollziehen, weil „weniger als die Hälfte der antwortenden Universitäten die Empfehlungen zur langjährigen Datenaufbewahrung bislang umgesetzt hat“. Eigentlich sollen Daten zehn Jahre gespeichert werden.“ 1
Ich glaube hier muss schon viel früher angesetzt werden. Bereits in der Sek I bzw. in der Sek II werden im naturwissenschaftlichen Unterricht Experimente durchgeführt. Leider ist es in den meisten Fällen so, dass die Experimente, falls es sich um Schülerexperimente handelt, so durchgeführt werden, dass die Schüler kaum zum Nachdenken angeregt werden. In den seltensten Fällen werden Ergebnisse der verschiedenen Arbeitsgruppen miteinander verglichen. Noch seltener wird eine sogenannte Fehlerbetrachtung durchgeführt. Die Frage welche Probleme auftreten könnten, welcher Fehlerquellen vorliegen könnten wird in den wenigsten Fällen gestellt. Hier ist meiner Meinung nach der naturwissenschaftliche Unterricht stärker gefragt.
Daraus folgt auch der zweite Aspekt der in dem vorliegenden Artikel angesprochen wird, den ich ebenfalls zunächst zitieren möchte.
„Das statistische Dilettantentum führt dazu, dass Ergebnisse von Befragungen und Experimenten zu schnell verallgemeinert, dass zu kleine, nicht repräsentative Fallzahlen herangezogen oder nicht passende Daten einfach übergangen werden. Bisweilen wird so lange experimentiert, bis das gewünschte Ergebnis rauskommt. Besonders hoch ist diese Versuchung, wenn der Auftraggeber aus der Wirtschaft kommt und viel Geld investiert hat.“ 2
Bedingt dadurch, dass wie bereits erwähnt in den seltensten Fällen Versuchsergebnisse miteinander verglichen werden, werden auch fast nie Grundlagen der Statistik angesprochen.
Was spricht dagegen z.B. eine Dichtebestimmung eines 10 m langen Kupferdrahtes in folgender Weise durchzuführen:
- Gruppe A bestimmt die Länge und die Masse des Kupferdrahtes
- Gruppe B bestimmt die Länge und den Durchmesser des Kupferdrahtes
- Gruppe C bestimmt den Durchmesser und die Masse des Kupferdrahtes
Jede Arbeitsgruppe führt 10 Messungen durch. Die Schüler könnten nach der Durchführung des Versuches auch erkennen, ob es Unterschiede zwischen den angewendeten Messverfahren gibt. Außerdem erhält man bei diesem Versuchsansatz so viele Messdaten, dass statistische Grundbegriffe wie Mittelwert, Standardabweichung etc. eingeführt und berechnet werden könnten.
Dieses würde die Schüler auch anregen sich mit den eigenen Versuchsansätzen auseinander zu setzen und auf ein wissenschaftliches Arbeiten im MINT Bereich vorbereiten.
Ein solches Arbeiten in den MINT Fächern würde die Schüler des Weiteren befähigen, auch in anderen Bereichen kritische Fragen zu erkennen.
Quelle:
1 Vitzthum, Thomas (2015): Unser Wissenschaftssystem belohnt dreiste Lügner. Online verfügbar unter http://www.welt.de/politik/deutschland/article141072461/Unser-Wissenschaftssystem-belohnt-dreiste-Luegner.html?wtrid=socialmedia.socialflow…socialflow_twitter, zuletzt aktualisiert am 19.05.2015, zuletzt geprüft am 19.05.2015.
2 Vitzthum, Thomas (2015): Unser Wissenschaftssystem belohnt dreiste Lügner. Online verfügbar unter http://www.welt.de/politik/deutschland/article141072461/Unser-Wissenschaftssystem-belohnt-dreiste-Luegner.html?wtrid=socialmedia.socialflow…socialflow_twitter, zuletzt aktualisiert am 19.05.2015, zuletzt geprüft am 19.05.2015.